Kollaboration, Christoph Bauer, Mitarbeiter, Unternehmen

Kollaboration: Führen Sie zusammen, was zusammen gehört!

Sind in Ihrem Unternehmen die erforderlichen Abläufe immer gleich, dann ist es nach wie vor richtig, dass Sie saubere Prozesse schaffen – so wie es die Organisationstheorie der Ablauforganisation lange als Königsweg empfohlen hat. Wenn Sie mit Ihrem Unternehmen jedoch Innovationen hervorbringen, immer wieder neue Probleme lösen müssen und schnell auf Marktveränderungen reagieren möchten – oder müssen –, brauchen Sie eine andere Herangehensweise. Sie sind auf die Kollaboration Ihrer Mitarbeiter untereinander angewiesen. 

Doch Vorsicht: Zwei Seelen wohnen, ach!, in des Mitarbeiters Brust.

Die Ambivalenz hinter der Kollaboration

Damit Sie den Hintergrund dieser Ambivalenz nachvollziehen können, mache ich mit Ihnen einen kurzen Ausflug in die menschliche Entwicklung. Wir alle machen zu Beginn unseres Lebens die Erfahrung, dass wir abhängig sind: Als Neugeborenes sind wir hilflos und auf die Fürsorge unserer Eltern angewiesen. 

Schon mit wenigen Monaten entdecken wir, dass es einen Unterschied zwischen unserem Ich und der Außenwelt gibt. Das ist der erste Schritt in Richtung Autonomie, denn ab diesem Moment wächst der Wunsch, eigenständig zu werden und nicht mehr abhängig zu sein. 

Trotz dieses Wunsches nach Autonomie wissen wir: Wir sind nicht allein auf dieser Welt. Wir sind und bleiben angewiesen auf soziale Kontakte und die Verbindung zu anderen Menschen. 

Die Ambivalenz zwischen dem Wunsch nach Autonomie und dem Wunsch nach Verbindung und sozialem Kontakt begleitet uns ein Leben lang. Es ist die Ambivalenz zwischen Ich und Wir. Und sie spiegelt sich auch in Unternehmen. Denn schauen Sie sich an, worauf klassische Unternehmensstrukturen ausgerichtet sind.

Jeder für sich

Die üblichen Organisationskonstrukte fördern Autonomie. So werden Abteilungen geschaffen, die ihren eigenen Abteilungszweck möglichst unabhängig vom Rest des Unternehmens verfolgen können. Und auch innerhalb der Abteilungen werden Aufgaben so kleinteilig heruntergebrochen und aufgeteilt, dass am Ende jeder Mitarbeiter für ein eigenes kleines Gebiet zuständig ist und dieses bearbeitet. 

Ich weiß nicht, ob eine Art Urangst vor Abhängigkeit diese Entwicklung begünstigt – ich bin kein Psychologe. Aber es ist schon auffällig, wie beharrlich solche Strukturen verteidigt werden.

Doch selbst in diesen auf Eigenständigkeit und Autonomie ausgerichteten Unternehmen kann kein Mitarbeiter ganz unabhängig von anderen arbeiten: Schließlich werden Firmen gegründet, weil die Produkte und Dienstleistungen zu komplex sind, um von einem einzigen Menschen entwickelt, hergestellt und auch noch vertrieben zu werden. Das soziale System des Unternehmens erfordert somit, dass sich Mitarbeiter untereinander abstimmen. Und das kann nerven.

Prozesse statt Verbindung

Sie fühlen sich gebremst, wenn sie auf die Zuarbeit oder Rückmeldung eines Kollegen warten, sich mit ihm verständigen müssen, dieser die Sache aber nicht so ernst zu nehmen scheint. Das lässt den Blutdruck steigen, denn Ihre Autonomie und Wirksamkeit wird eingeschränkt. 

Als Ausweg aus diesem Dilemma schaffen Unternehmen Prozesse: Durch klare Verantwortlichkeiten bleibt jeder in seinem Teilgebiet eigenständig und wirksam. Von einer gemeinsamen Verantwortung für ein übergeordnetes Thema kann jedoch keine Rede sein. Wirkliches Zusammenarbeiten und Kollaboration – Fehlanzeige.

Prozesse sind aus meiner Sicht Hilfskonstrukte, die erforderlich werden, wenn Menschen nicht in Verbindung sind und nicht wirklich kollaborieren. Doch damit kommt Ihr Unternehmen unter den heutigen Rahmenbedingungen nicht weiter.

Vom Ich zum Wir

Der Weg ist, die Ich-Orientierung, die in der Abteilungs-Denke zum Tragen kommt, durch eine Wir-Orientierung zu ersetzen. Die Voraussetzung dafür ist, dass Sie zwischen den entkoppelten Strukturen Verbindungen schaffen. Ansätze dazu gibt es: Vielerorts werden cross-funktionale Projektteams aus Mitarbeitern verschiedener Abteilungen gebildet, um ein interdisziplinäres Problem zu lösen. Das ist ein Anfang, aber noch nicht genug für echte Kollaboration, denn am Ende des Projektes geht doch jeder wieder in seine Abteilung zurück.

Ich bin davon überzeugt, dass es Ihnen mehr Erfolg bringt, wenn Sie zusammenführen, was zusammengehört: Schaffen Sie organisationale Strukturen, in denen Menschen in Verbindung treten und auf ein gemeinsames Ziel hin kollaborieren können. Dann wird Selbstwirksamkeit nicht nur in der eigenen individuellen Arbeit, sondern als Team erlebt.Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Dann freue ich mich, wenn Sie ihn teilen, mir auf den sozialen Kanälen folgen oder für weitere Impulse meinen Newsletter abonnieren: https://christophbauer.me/newsletter/[vc_column][/vc_column][/vc_row][vc_column][/vc_column][/vc_row]