Erfolgreich führen ohne zu steuern: kollaborative Führung – Christoph Bauer

New Leadership: Erfolgreich führen ohne zu steuern

Wer führt, der steuert. Die klassische Führungskraft agiert nach dem Paradigma des Kapitäns, der, wenn er das Ruder auch nicht selbst in der Hand hat, doch sagt, wo es lang geht. „Oh Captain, mein Captain.“

Führungskräfte haben eine Position inne, die mit formaler Macht ausgestattet ist. Und diese formale Macht wurde im Industriezeitalter durch den Wissensvorsprung gefestigt, den die Führungskraft, das Management, in der Regel gegenüber den Mitarbeitenden hatte. Schöne alte Welt …

Im Wissenszeitalter verändert sich dies grundlegend. Heute haben die Mitarbeitenden häufig mehr Wissen als die Führungskraft. Mit der Wissensverlagerung auf die Mitarbeitenden verliert das Management seine Steuerungsmöglichkeit. Führung durch formale Macht wird zunehmend wirkungslos.

Das hat weitreichende Folgen: Auch morgen benötigen wir noch Führungskräfte, aber auf formale Macht können sie immer weniger bauen – ihre Rolle verändert sich …

 

New Leadership – der Paradigmenwechsel

Organisieren Sie Ihr Unternehmen nach wie vor so, dass Führungskräfte die Abläufe und die Mitarbeitenden steuern, dann werden Sie immer häufiger die Erfahrung machen, dass Ihre Führungskräfte zu Bottlenecks werden.

Denn immer häufiger, immer schneller sind Entscheidungen zu treffen. Sind diese Entscheidungsprozesse ausschließlich im Management angesiedelt, dann dauern diese zu lange. Das ist ineffektiv. Für Ihren Unternehmenserfolg gefährlich. Und für Führungskräfte wie Mitarbeitende demotivierend.

Sie brauchen also neue Führungskonzepte, um in einer komplexen Welt zu bestehen. Und so möchte ich Ihnen einen Paradigmenwechsel vorschlagen – hin zu einem neuen Verständnis von Führung.

 

Führung als soziales Phänomen

Die Führungskraft von morgen verlässt den Pfad der positionsbezogenen Idee von Führung. Denn Führung ist ein soziales Phänomen. Sie findet unabhängig davon statt, ob jemand den Titel „Führungskraft” hat oder nicht.

Das gilt auch für andere Titel wie „Manager“, „Scrum Master“, „Product Owner“, „Agile Coach“, „Agility Master“, „Chapter Lead“ oder wie auch immer. In dem Moment, wenn eine Person die Verantwortung für die Lösung eines Problems übernimmt – und die Personen, die mit ihr gemeinsam daran arbeiten, diesen Impuls akzeptieren –, entsteht Führung.

Führung ist somit ein zweiseitiger Prozess: Der Geführte kann sich entscheiden, ob er die Führung annimmt oder nicht. Es gibt keine Führung ohne die Freiheit der Geführten. Sonst wäre es Steuerung.

Diese Art von Führung erinnert mich an meine Leidenschaft des Tangotanzens: New Leadership setzt wie beim Tanzen eine hohe Kontaktqualität voraus. Diese Form der Führung ist ein Miteinander, ein Geben und Nehmen von Impulsen. Wechselseitige Führung wird möglich. Führung kann so auf verschiedene Schultern verteilt werden, in Sinne einer geteilten Führung. Führung ist kein hierarchischer Prozess, sondern eine kooperative Aufgabe.

„Führung ist heute nur noch legitim, wenn sie die Selbstführung der ihr anvertrauten Mitarbeitenden zum Ziel hat“ (Götz Werner). Der Paradigmenwechsel bedeutet also, dass sich Führung weg bewegt von der Fremdsteuerung hin zur Selbststeuerung, von der Fremdkontrolle hin zur Selbstkontrolle und von der Fremdorganisation zur Selbstorganisation – und in diesem Rahmen findet die Führungskraft in Zukunft ihre Rolle.

 

Führung sorgt für den richtigen Rahmen

Die zentrale Aufgabe von Führung und von Führungskräften ist meiner Meinung nach, für die Rahmenbedingungen zu sorgen, in denen die Mitarbeitenden sich selbst organisieren können. Einen Rahmen, der das Miteinander ermöglicht, der möglich macht, dass alle Beteiligten in Beziehung treten können und ihr Wirken selbst gemeinsam gestalten.

Führung kann nach dem Prinzip des Shared Leadership auf verschiedene Rollen für die fachliche, die operative und die teamorientierte Führung verteilt werden.

Die personenorientierte Führung stellt sich in den Dienst der Mitarbeitenden. Sie ist an den Menschen interessiert und kümmert sich um deren Entwicklung. New Leadership schafft die Möglichkeiten, dass die Menschen in Ihrem Unternehmen in Beziehung treten können.

So zentral die Verbindung zwischen allen Beteiligten ist, so zentral also ist die Rolle der Führungskräfte für den Erfolg des Ganzen. Das ist für eine klassische Führungskraft nicht einfach, denn es handelt sich hierbei um nichts anderes als einen Identitätswechsel. Aber für Ihr Unternehmen wie auch für die Führungskräfte lohnt es sich, sich dieser Herausforderung zu stellen.

Ihr Christoph Bauer

 

PS: Es gibt zwar keine Blaupause, wie Sie in Ihrem Unternehmen den Paradigmenwechsel hin zum New Leadership durchführen können, sei es in der Dimension der Führung oder in den vier anderen wesentlichen Dimensionen des kooperativen Unternehmens. Mit meinem New Leadership Program(R) erhalten Sie als Führungskraft jedoch das Werkzeug für eine starke, weil kollaborative Führungskultur.