Christoph Bauer
Zusammenarbeiten als Prozess – ist das erfolgversprechend? – Christoph Bauer

Zusammenarbeiten als Prozess – ist das erfolgversprechend?

Prozess – das ist für Unternehmen ein attraktiver Begriff, denn er suggeriert eine bewährte Form von Zusammenarbeiten: Es gibt sinnvolle Arbeitsschritte, die aufeinanderfolgen, die beteiligten Personen, Bereiche, Abteilungen agieren geordnet zusammen. Es gibt einen Plan, eine ordentliche Abfolge von Teilschritten in einem strukturierten Gesamtprozess, den Sie erfolgreich steuern können.

Wenn Prozess in diesem „ordentlichen“ Sinne Ihre Idealvorstellung ist, muss ich Ihnen leider sagen: Mit dieser Form des Prozesses hat Ihr Unternehmen nur wenig Chancen, in einer komplexen Wirtschaftswelt auch in Zukunft erfolgreich zu agieren.

Der Wunsch ist der Vater des Prozess-Gedankens

Sich für sein Unternehmen zu wünschen, dass das Arbeitsgeschehen und Zusammenarbeiten in einem geordneten Prozess verläuft, der möglichst langfristig planbar ist, ist nur natürlich. Denn dadurch entsteht Sicherheit. Diese Sicherheit ist aber trügerisch. Denn dieser Prozessgedanke ist auf eine Welt bezogen, die planbar ist, weil sie kompliziert ist. In einer „nur“ komplizierten Welt ist es möglich, Problemen mit einfachen Lösungen zu begegnen – an neue Probleme mit Lösungen heranzugehen, die sich bereits bewährt haben.

Es gibt eine starke Sehnsucht nach solchen, Sicherheit suggerierenden Blaupausen und Vorgehen. Aber hier ist der Wunsch der Vater des Gedankens: Denn wir leben nicht mehr in einer komplizierten Welt. Wir sollten also anders Zusammenarbeiten, als in einer geordneten Arbeitsschritt-Prozessordnung.

Keine Blaupausen mehr – keine Trennung

Unsere Wirtschaftswelt ist komplex. Deswegen ist der Wunsch nach einfachen Lösungen nicht realistisch. Blaupausen funktionieren nicht mehr. Wenn es im Agilen Manifest heißt: „Individuen und Zusammenarbeiten ist wichtiger als Prozesse und Werkzeuge“, dann weist das für mich in die Richtung, die ich Ihnen vorschlagen möchte zu gehen.

Damit Sie diesen Weg vor sich sehen, möchte ich Sie bitten, den gängigen Prozessgedanken hinter sich zu lassen. Denn wenn Sie das Zusammenarbeiten in Ihrem Unternehmen nach tayloristischen Maßstäben der Planbarkeit und Steuerbarkeit organisieren, dann bleiben folgende Probleme ungelöst (und das obwohl Sie vielleicht sogar Agile Methoden eingeführt haben, wie Kanban Boards, Stand-Up-Meetings etc.):

  • Mitarbeitende denken nur an ihre eigenen Aufgaben. Sie haben nicht den Blick für übergeordnete Ziele.
  • Die Bereiche arbeiten nicht miteinander, sie ziehen nicht an einem Strang.
  • Zusammenarbeit zwischen den Führungskräften findet nicht statt.
  • Es wird kaum mit dem Kunden oder den Auftraggebern kommuniziert.

Diese Probleme bleiben für Sie ungelöst, wenn Sie versuchen, in einer komplexen Welt den Gedanken der Steuerbarkeit hochzuhalten. Wenn Sie in Unternehmen auf trennendes Denken treffen, wenn Sie Prozesse nutzen, um die Tätigkeiten abgetrennter Teilbereiche, Teilschritte, Teilagierende und deren Zusammenarbeiten zu steuern. Das Resultat ist, dass die Mitarbeitenden lediglich nebeneinander, aber nicht miteinander arbeiten.

Setzen Sie dagegen auf integrative und kooperative Arbeitsformen, dann werden Sie erfolgreich in die Zukunft gehen.

 

Zusammenarbeiten als kooperative Arbeitsform

Integrative und kooperative Arbeitsformen beruhen auf dem Miteinander und dem Füreinander arbeiten. Sie entwickeln anhand von geteilter Prinzipien ein Zusammenarbeiten, das sinnvoll auf ein gemeinsames Ziel ausgerichtet ist. Gemeinsam mit allen Beteiligten in Ihrem Unternehmen reflektieren Sie, welche Arbeitsweisen in Ihrem Unternehmen das Miteinander fördern können, wie Sie ein Unternehmen schaffen, in dem die Menschen in Beziehung sind – auch mit den Kunden. Aufgaben werden nicht gesteuert, sondern gemeinsam gestaltet. Erfolgreiche Teams stimmen sich eng und regelmäßig ab, so bleiben sie anpassungsfähig und können schnell agieren. Sie machen Informationen transparent, sodass sie mit kooperativen Entscheidungsverfahren zu guten Entscheidungen kommen. Kooperative Arbeitsweisen unterstützen in ihrem Kern das Miteinander und Füreinander und tragen so wesentlich zu Ihrem Erfolg bei.

Das bedeutet: Setzen Sie nicht auf Prozesse in der Zusammenarbeit, oder auf bekannte Frameworks oder Blaupausen. Kooperative Arbeitsformen werden immer wieder neu ausgehandelt. So, dass sie zur aktuellen Situation des Unternehmens und der Menschen passen. Der wesentliche Prozess ist der Austausch über die für Sie passenden Arbeitsweisen. Das ist der einzige Weg, um in einer komplexen Welt als Unternehmen erfolgreich zu sein.

Ihr Christoph Bauer

PS: Zu den Prinzipien kooperativer Arbeitsformen erfahren Sie mehr auf meiner Methodenseite. In meinen Blogs beschreibe ich Ihnen, welche weiteren Dimensionen gelingende Zusammenarbeit ausmachen, so dass Ihr Unternehmen der Dynamik und Komplexität des wirtschaftlichen Geschehens gerecht wird. Mit diesen Arbeitsweisen lassen Sie die Menschen zu Gestaltern ihres gemeinsamen Erfolges werden.