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Entscheidungen durch KI: Fluch oder Segen?

Entscheidungen, die durch Künstliche Intelligenz getätigt werden, haben längst in unserem Alltag und auch in Unternehmen Einzug gehalten: Algorithmen treffen Kauf- und Verkaufsentscheidungen für unsere Aktiendepots, die Vorauswahl unter unseren Bewerbern und bald auch die Entscheidungen in unserem Straßenverkehr. Und die Zahl der Entscheidungen, die wir der KI überlassen werden, wird noch rasant steigen.

Nicht nur ich finde es gerade sehr spannend: Was gestern noch als unmöglich galt, ist heute schon möglich – und morgen noch viel mehr.

Wir trauen der KI in vielen Lebensbereichen die besseren Entscheidungen  zu. Doch ist das wirklich so?

Wem vertrauen wir?

Ich will Ihnen dazu ein kleines Beispiel erzählen, das mir die Limitationen von KI-Entscheidungen erst kürzlich wieder vor Augen geführt hat:

Ich war zusammen mit einer guten Bekannten auf dem Weg an die Nordseeküste. Ich hatte die Strecke, die wir von München quer durch Deutschland zu fahren hatten, in das festinstallierte Navi meines Autos eingegeben. Gleichzeitig zog ich die Google Maps-App auf meinem Handy zu Rate. Meine Bekannte hatte eine andere Navigations-App auf ihrem Smartphone installiert. Alle drei Geräte waren nach dem jeweils besten und kürzesten Weg gefragt worden. Und wir bekamen drei verschiedene Antworten. Und ich überlegte: „Welchem Routenvorschlag vertraue ich jetzt?“

Was Sie an diesem Beispiel erkennen können: Der Routenvorschlag ist nur so gut, wie die Algorithmen der KI und die Verfügbarkeit von Echtzeitdaten über die aktuelle Verkehrsauslastung. Insofern ist KI in gewissem Sinne dumm. Denn Algorithmen sind nur so schlau, wie die Daten, mit denen sie gefüttert werden. Sich allein auf die KI zu verlassen, ist – wie Sie am Beispiel der drei unterschiedlichen Wegbeschreibungen sehen – nicht immer zielführend. Etwas anderes – Entscheidendes – muss noch dazu kommen.

KI-Entscheidungen – aber sicher?

Die große Stärke der KI ist es, Muster und Korrelationen zu entdecken und daraus Fortschreibungen abzuleiten. Sie hilft Ihnen hervorragend, mit bekannten Risiken umzugehen. Doch wir leben in einer VUKA-Welt: volatil, unbeständig, komplex, mehrdeutig. Die Zukunft ist weniger denn je die einfache Fortschreibung der Vergangenheit. Und als Unternehmer müssen Sie viele Entscheidungen treffen, ohne alle Risiken zu kennen. In dieser Situation darauf zu vertrauen, dass die KI die beste Entscheidung für Sie trifft, scheint mir nicht klug.

In einer Welt der Ungewissheit und der unbekannten Risiken empfehle ich  Ihnen stattdessen, auf eine andere Entscheidungskraft zu vertrauen. Diese hat zu Unrecht einen schlechten Ruf, denn sie hat sich gerade in unsicheren Zeiten sehr bewährt. Disruptive Veränderungen lassen sich nicht rational errechnen, aber Sie können sie erahnen. Als Entscheidungsgrundlagen können Sie auf eines vertrauen – Ihre menschliche Intuition.

Was ist das überhaupt?

Beim Joggen oder unter der Dusche

Die Intuition ist eine Form der vorbewussten Intelligenz: Hirnforscher wie Gerhard Roth sagen, dass die Informationsverarbeitung in unserem Gehirn nicht nur aus der Ebene des Bewusstseins besteht, sondern das große Teile unserer Fähigkeit, Informationen zu verstehen, einzuordnen, zu gewichten, im Unbewussten und Vorbewussten angesiedelt sind. Das Vorbewusste enthält alles, was wir je gewusst haben und all unsere Erfahrungen, auch wenn es uns aktuell nicht mehr bewusst ist. Seine Fähigkeit zur Problemlösung ist viel größer als wir es erahnen. 

Doch Sie kennen die Situation sicher selbst: Sie denken lange über eine Entscheidung nach, überlegen hin und her, kommen zu keinem Schluss. Und plötzlich beim Joggen oder unter der Dusche wird Ihnen die richtige Entscheidung klar. 

Einer Umfrage zufolge treffen Manager in mehr als 50% der Fälle Entscheidungen intuitiv. Leider ist es jedoch extrem unüblich, dass Manager sich offen dazu bekennen, ihrer Intuition statt nur den Zahlen gefolgt zu sein. Stattdessen rationalisieren sie die Entscheidung im nachhinein. 

Menschliche Stärke

Wenn wir alle Entscheidungen jedoch nur rational treffen würden, hätten wir Menschen gegenüber den KI-Entscheidungen tatsächlich bald ausgedient. Ich denke aber, dass wir dann einen entscheidenden Vorteil aus der Hand geben. Denn wir Menschen sind besser als Algorithmen in der Lage, mit Komplexität und Ungewissheit umzugehen.

Ich kann Ihnen nur empfehlen, Ihrer Intuition zu vertrauen. Bei aller Begeisterung für die KI: Für Ihr Unternehmen treffen Sie selbst immer noch die besten Entscheidungen.

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