Christoph Bauer

Schluss mit dem Buzzword-Bingo

[vc_column][us_post_image][us_separator show_line=”1″][us_post_title][us_separator show_line=”1″][vc_column_text]Digitalisierung, Agilität, VUKA, New Work, Digital Leadership, Design Thinking, Selbstorganisation, Working Out Loud… Die Liste der aktuell kursierenden Buzzwords ließe sich leicht fortführen. Und sie lassen sich zu wunderbar nichtsagenden Sätzen kombinieren. Wie wär’s beispielsweise mit diesem? „Im Zeitalter der Digitalisierung und der VUKA-Welt braucht es Digital Leader, die ihr Unternehmen zu agilen Organisationen wandeln, Selbstorganisation fördern und für mehr Innovation durch Design Thinking sorgen.“ Der Satz kann entweder eine Revolution für Unternehmen bedeuten oder als Buzzword-Bingo abgehakt werden.

Versuchen wir Licht ins Dunkel einiger Begriffe zu bringen. Ja, die Welt und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verändern sich rasant. Der Begriff VUKA versucht dies zu beschreiben. Auf den Märkten zeigen sich häufiger kurzfristige Schwankungen (Volatilität), unvorhergesehene Entwicklungen erschweren wirtschaftliche Entscheidungen (Unsicherheit), die Wirtschaftssysteme und Organisationsstrukturen werden deutlich komplexer (Komplexität) und es wird immer schwieriger Entscheidungen auf eindeutigen Fakten zu treffen (Ambiguität). Einer der stärksten Treiber dieser Veränderung ist die Digitalisierung, die alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche erfasst. Produktionsprozesse werden automatisiert und robotisiert, kleine Banking-Apps machen unzählige Bankdienstleistungen überflüssig, die Autoindustrie wandelt sich vom Autohersteller zum Anbieter von Transportlösungen der verschiedensten Art, Alexa steuert unser Zuhause und Kühlschränke bestellen in naher Zukunft selbstständig Lebensmittel.

Dass bei der Geschwindigkeit dieser Entwicklungen auch Organisationen sich neu erfinden müssen scheint offensichtlich. Starre Organisationstrukturen, Silos und lange Entscheidungswege führen ins wirtschaftliche Aus. Unternehmen müssen agiler werden. Leider wird der Begriff Agilität häufig fälschlicherweise mit Schnelligkeit gleichgesetzt. Dies ist jedoch eine sehr oberflächliche Betrachtung des Begriffes. Richtig verstanden meint Agilität Anpassungsfähigkeit. Agile Organisationen sind in der Lage sich schnell auf Veränderungen einzustellen beziehungsweise initiieren notwendige Veränderungen.

Der Begriff Agilität wird in den Unternehmen sehr unterschiedlich mit Leben gefüllt. Für die einen bedeutet es, Projekte mit den Methoden des Agilen Projektmanagements durchzuführen. Für andere bedeutet eine agile Organisation flache Hierarchien, weitreichende Selbstorganisation der Mitarbeiter und ein neues Führungsverständnis. Und wieder andere sehen die Transformation zur agilen Organisation als einen kulturellen Wandlungsprozess in der Art der Zusammenarbeit.

Was unterscheidet nun klassische Unternehmen von agilen Organisationen. Ich möchte Ihnen einige Differenzierungsmöglichkeiten anbieten: Agile Organisationen richten ihre Prozesse stringent am Markt und am Kunden aus. Abteilungen oder Silos verschwinden zugunsten von interdisziplinär zusammengesetzten Teams bzw. Kreisen. Es gibt wenig bis keine formale Machtstrukturen. Stattdessen werden Entscheidungen an der Basis und mit Blick auf den Kunden getroffen. Führung ist nicht positionsbezogen, sondern kann von jedem Mitarbeiter übernommen werden. Die Teams organisieren und steuern sich zum größten Teil selbst.

Aus dieser knappen Beschreibung wird bereits deutlich, wie weit eine agile Transformation gehen kann. Sie geht weit über ein „Wir machen jetzt auch in agil“ hinaus.

Agile Organisationen verfügen in der VUKA-Welt über wesentliche Vorteile gegenüber ihren Marktteilnehmern. Sie entwickeln bessere Strategien, weil mehr Köpfe mitdenken. Sie treffen schnellere Entscheidungen, und zwar dort, wo die Informationen vorliegen, nämlich bei den Mitarbeitern. Sie beschäftigen sich weniger mit sich selbst, weil die Wertschöpfungsprozesse und Strukturen konsequent am Kunden ausgerichtet sind. Es entsteht mehr Ownership und Engagement bei den Beteiligten. Flexible Rollenkonzepte und Prozesse führen zu einer höheren Anpassungsfähigkeit an neue Anforderungen. Agile Organisationen sind fokussiert und flexibel. Effizienz und Geschwindigkeit kann eine Folge daraus sein.

Agile Organisationen sowie New Work Ansätze sind eine Notwendigkeit und die Antwort auf die VUKA-Welt. Agilität ist kein Trend, sondern eine nachhaltige, weil erforderliche Entwicklung.

Leider beobachte ich, dass die Begriffe zu beliebig genutzt werden und wir Gefahr laufen diese zu verbrennen. Agilität, Digitalisierung, New Work etc. werden zunehmend synonym verwendet. Die geringe Differenzierung zwischen den Begriffen ist häufig gepaart mit einem oberflächlichen Verständnis der Inhalte. So kann es nicht verwundern, dass halbherzige Bemühungen agile Ansätze und Prinzipien zu implementieren scheitern. „Wir haben auch Scrum versucht, hat bei uns aber nicht funktioniert.“ Dieser Satz begegnet mir häufig. Gemeint ist damit häufig: „Agilität funktioniert bei uns nicht.“ Agilität wird in diesem Fall fälschlicherweise mit Scrum gleichgesetzt.

Ähnliches beobachte ich mit dem Begriff der Digitalisierung. Digitalisierung ist inzwischen ein Sammelbegriff für sehr unterschiedliche Themen wie bspw. die digitale Vernetzung der Fertigungsprozesse (Buzzword Industrie 4.0), die Digitalisierung der Kommunikation in global operierenden Teams oder die Art, wie sich Führung im digitalen Zeitalter verändert (Buzzword Digital Leader).

Helfen uns diese Buzzwords weiter? Diese oder andere Begriffe zu nutzen ist erforderlich, schließlich wollen wir die Themen ja benennen. In der inhaltlichen Auseinandersetzung plädiere ich jedoch für eine deutlich klarere Differenzierung. Die anstehende Transformation ist komplex genug und verlangt uns allen einiges ab. Unklarheiten in der Kommunikation sind kontraproduktiv und führen lediglich zu Unsicherheit.

Als Verfechter der neuen Ansätze fände ich es sehr bedauerlich, wenn wir Begriffe verbrennen und damit die begonnene Transformation ausbremsen würden. Lasst uns achtsam und präzise mit den Begriffen umgehen.[/vc_column_text][us_separator show_line=”1″][vc_column_text]Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Dann freue ich mich, wenn Sie ihn teilen, mir auf den sozialen Kanälen folgen oder für weitere Impulse meinen Newsletter abonnieren: https://christophbauer.me/newsletter/[/vc_column_text][us_separator show_line=”1″][us_sharing providers=”email,facebook,twitter,linkedin,whatsapp,xing” align=”center” text_selection=”1″][us_separator show_line=”1″][/vc_column][/vc_row]